Geringe Ausgangsleistung des IC-7100 bei SSB, ein Beitrag von DC5WW Heinz Holzberger

Geringe Ausgangsleistung des IC-7100 bei SSB, Beitrag von DC5WW Heinz Holzberger

Webseite von DC5WW – http://www.dc5ww.de/

 

Das Thema mit der geringen Ausgangsleistung des IC-7100 beschäftigt mich nun schon zwei Jahren lang.

Zur Vorgeschichte:

Im Sommer 2014 bin ich, mehr oder weniger, durch Zufall auf das Problem mit der

Senderleistung  gestoßen. Im Mobilbetrieb mit zwei identischen Fahrzeugen, mit gleicher

Antenne und Tuner, bekam mein IC-7100 immer um ca. zwei bis drei S-Stufen schlechtere Rapporte als ein IC-7000 im anderen Fahrzeug. Das Phänomen wurde mehrfach und über einen längeren Zeitraum, egal, ob Standmobil oder während der Fahrt, untersucht. Daraufhin wurden weitere Funkgeräte unter anderem ein YAESU FT-897 getestet. Es ergab sich immer das gleiche

Ergebnis, der IC-7100 lag bei jedem Test um zwei Stufen schlechter, egal was als

Vergleichsgerät benutzt wurde. Vergleichsmessungen der Ausgangsleistung mit  den anderen Geräten zeigten, dass die mittlere Ausgangsleistung (AVG)  mit Sprache beim IC-7100 immer zu niedrig lag. Die Anzeige pendelte bei schlappen 20 Watt herum, während bei den anderen Geräten die Anzeige stets bei  etwa 40 – 60 Watt oder höher lag. Ich möchte hier keine Debatte über PEP oder die verwendeten Leistungsmessgeräte anstoßen, es geht hier einzig und alleine um eine „Vergleichsmessung“.

Es ist dabei auch völlig gleichgültig, mit welchem Messgerät ich messe. Letztendlich zählt immer nur das „was Hinten herauskommt“. Übrigens war im stationären Betrieb mit Dipolantennen o.Ähnl. bei Signalen von S 9 oder darüber  das Problem kaum oder gar nicht aufgefallen. Im Mobilbetrieb hingegen, mit den vergleichsweise wenig effizienten Antennen, kommt es auf jedes Watt an. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man als Mobilstation mit S3 oder mit S5 gehört wird. Das Thema beschäftigte mich nun über einen längeren Zeitraum. Da auf dem Gerät noch Garantie war, wurde es 2015 zum ICOM-Service geschickt, von wo es mit gleichen Symptomen nach 3 Wochen ungeöffnet zurückgekommen ist. Die Erklärung von ICOM zu dem Problem möchte ich mir hier ersparen.

Im Internet fand man inzwischen massenhaft Beschwerden aus der ganzen Welt zu diesem Thema. Leider hatte aber bisher niemand eine vernünftige Lösung anzubieten, außer ein paar schlauen Sprüchen über die Messmethoden. (Siehe Anmerkung oben)

Beim Besuch der HAM-Radio 2015 wurde von den anwesenden deutschen und japanischen

Technikern das Problem rundweg abgestritten. Erst nach hartnäckigem Nachbohren, sowie dem Vorlegen des bereits erfolgten Schriftwechsels, hatte man zugegeben, dass  das Problem doch bekannt sei. In Japan würde man auch bereits an einer Lösung arbeiten. Wie diese Lösung dann allerdings aussieht, ob es ein Hard-oder Software-Lösung ist und wann die, wenn sie überhaupt erscheint, das war den ICOM-Leuten leider nicht zu entlocken.

Ich verfolgte daraufhin einen eigenen Weg. Mittels Vergleich mit mehreren Transceivern von diversen Herstellern schnitt der IC-7100 dabei immer grottenschlecht ab. Bei Sprache zeigte das Wattmeter beim IC-7100 max. 20 -25 W in den Spitzen an, während die anderen Geräte immer um die 60 – 80 Watt anzeigten. Alle Einstellungen im Menü sowie diverse andere Mikrofone brachten keinerlei Verbesserung.

Daraufhin habe ich mir im Service-Menü die Einstellungen einmal genauer unter die Lupe genommen. Man hat im IC-7100 leider keine oder nur geringe Einstellmöglichkeiten, da der Service-Abgleich weitgehend automatisch abläuft. Die Analoge Zeit der Trimmpotis ist inzwischen vorbei. Lediglich der eingespeisten NF-Eingangspegel kann verändert werden. Nach tagelangem Testen, mit unendlich langen Versuchsreihen an der Abgleichsoftware, bin ich dann offensichtlich hinter das Geheimnis gekommen. Man muss für den Abgleich den NF-Pegel extrem weit absenken um die ALC beim automatischen Abgleich zu überlisten. Das ist nur mit einem präzisen NF-Pegelsender durchführbar. Selbst geringste Änderungen des Ausgangspegels von 0,5 dB gehen in den Abgleich ein. So ist es mir gelungen die mittlere Ausgangsleistung des IC

7100 auf etwa 80 Watt zu steigern. Weitere Angaben zu dieser Methode findet man zwischenzeitlich auch unter: www.mods.dk

Die nachträgliche Überprüfung mit einem Spectrums-Analyzer bzw. mit einem SDR-Radio zeigten keine Auffälligkeiten auf dem Signal.

Übrigens, alle Schlaumeier die meinen, mit einem andern Mikrofon könne man etwas verbessern – die liegen völlig falsch, das bringt überhaupt nichts! ! !  Nachdem ich nun mehrere IC-7100 von anderen OM`s in die Hand bekommen habe, musste ich feststellen, dass auch der VHF-Bereich bei einigen Geräten schlampig abgeglichen war. Ein Gerät produzierte bei SSB nur schlappe 5 Watt. Nach einem Neuabgleich konnten in den Sprachspitzen satte 50 Watt gemessen werden. Der UHF-Bereich war seltsamerweise in Ordnung.  Ich frage mich nur, wie solche schlecht abgeglichenen Geräte überhaupt die Fertigung verlassen können. Wo bleibt da eigentlich die Qualitätssicherung?  Vermutlich beim Kunden.

In den nächsten Monaten wurde der IC-7100 ausgiebig im Mobilbetrieb getestet. Mit dem Ergebnis – es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Auf 40 m konnten alle gehörten Stationen, auch die mit 1KW, gearbeitet werden das war vorher überhaupt nicht möglich.

Ende 2015 erfuhr ich von einer Hardware-Modifikation, die Marios SVØCL, Chef-Ingenieur von ICOM, in Athen veröffentlichte. Neugierig habe ich das natürlich sofort getestet. Das Ergebnis ist umwerfend. Nun macht der IC-7100 richtig Dampf. In den Sprachspitzen zeigt das Wattmeter locker 100 Watt an.  Auch nach diesem Umbau waren keinerlei unerwünschte Nebenprodukte festzustellen. Meine Rapporte liegen nun fast immer bei S 9. Jetzt macht der IC-7100 richtig Freude.

Inzwischen habe ich mehrere IC-7100 mit großem Erfolg modifiziert. Die Besitzer sind allesamt mit der Leistung sehr zufrieden.

Nun zur Modifikation: Man findet dazu im Internet bei YouTube auch einige Videos, die jedoch in englischer oder polnischer Sprache verfasst sind und die Bildqualität ist relativ schlecht. Daher habe ich das ganze Thema Sendeleistung  des IC-7100 für die deutschsprachigen OMs nochmals aufgearbeitet und hier veröffentlicht. Bevor Sie anfangen, sollten Sie sich darüber absolut im Klaren sein, ob Sie sich die Modifikation auch zutrauen. Gute Augen, eine ruhige Hand, ein guter Lötkolben und eine starke Lupe sind unbedingt erforderlich.

Wichtiger Hinweis: Offenbar hat ICOM in der Serie Änderungen vorgenommen.

Die Drahtbrücke darf bei Geräte mit höherer Seriennummer als 5000 bzw. Lieferung ab 2016 (möglicherweise auch früher) nicht mehr eingebaut werden. Es ist dann keine Modulation und kein Output mehr vorhanden, die ALC steht bei 100%. Der genaue Schnitt der Änderung ist leider nicht bekannt. Wenn also keine Modulation und Leistung mehr vorhanden ist, dann nur den Elko einlöten. Vielen Dank an F5VIY für den Hinweis.

Zwei Modifikationen sind möglich.
Die Erste wird die durchschnittliche Leistung bei SSB fast verdoppeln.
Eine Brücke von Punkt (A) nach Masse.
Die Zweite für „volle Leistung“ benötigt zusätzlich zur Drahtbrücke  einen
10 µF/16 V Elektrolytkondensator(oder Tantal), dieser ist parallel zu R1522 zu schalten.
Am Ende finden Sie die Fotos der Platine zur Orientierung.
Board_01 Board_02 Board_03 Board_04 Board_05 Board 06 Schema_01
Öffnen Sie das Gerät, indem Sie die Unterseite vom Gehäuse entfernern. Legen Sie das
Gerät so auf den Tisch, das Sie die beiden Steckverbinder wie auf dem Foto vor sich sehen.
 

Die Drahtbrücke ist noch relativ einfach anzubringen. Das Einlöten des 10 µF Elko ist jedoch eine Herausforderung. Der SMD-Widerstand, über den der Elko gelötet wird, ist nur etwas 1×2 mm groß! Das Anlöten gestaltet sich sehr schwierig und es besteht die große Gefahr eines

Kurzschlusses. Daher habe ich eine bessere Lösung für das Einlöten des Elkos. Auf dem Bild von board_05 und board_06 zeige ich, wie man den Elko gefahrlos einlöten kann. Ich habe auch bereits kleine Tantal-Elkos mit Erfolg eingesetzt. Achten Sie beim Einbau unbedingt auf die Polarität.

Die Lötstellen sind danach unbedingt mit einer guten Lupe zu kontrollieren und ggf. ist überschüssiges Zinn zu entfernen. Der Elko sollte sicherheitshalber mit etwas Klebeband oder einem Tropfen Sekundenkleber fixiert werden. Für den Umbau lehne ich wie üblich jede Verantwortung für evtl. entstehende Schäden ab. Allen, die sich die Modifikation zutrauen, wünsche ich viel Erfolg und Spaß mit einem “Neuen IC-7100“.

Mein besonderer Dank geht an Marios SVØCL, Thilo DL9NBJ, Lothar DL9NBD für die

Unterstützung bei den vielen Tests und Achim DC4NV für weitere Infos und das Korrekturlesen. Zwischenzeitlich (Feb.2016) hat ICOM eine Firmware release_e5 veröffentlicht, sie brachte leider auch nicht den gewünschten Erfolg.

© DC5WW V.1.3 04.01.2018

Schaltplanauszug (schema_01)

board_03 Detailansicht

board_04 Übersicht

board_01 Übersicht

board_02 Detailansicht

board_06 Übersicht

Hier die alternative Variante für das Einlöten des Elkos.

board_05 Detailansicht

Der Artikel und die Fotos stehen unter http://dc5ww.de/ic7100/ic-7100.html auch als Download zur Verfügung.

© DC5WW V.1.3 04.01.2018

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Peter, DJ7WW

Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Es ist völlig klar, dass ein 100W Transceiver, der bei SSB mehr als 20-30W ( je nach Stimme) durchschnittliche Ausgangsleistung auf einem normalen Wattmeter (kein PEP!) anzeigt hoffnungslos übersteuert ist. Den dann als Maßstab für andere Geräte heranzuziehen und diese zu verschlimmbessern ist eine ganz schlechte Idee.

Heinz

Hallo Peter, wer lesen kann ist im Vorteil.
Entweder hast Du nicht richtig gelesen oder den Inhalt nicht verstanden.
Wer heilt hat Recht, meinte schon Hippokrates.
Offenbar sterben die ewigen Besserwisser nicht aus.
vy 73 Heinz DC5WW

Peter, DJ7WW

Auf dem Niveau werde ich sicher nicht mit Dir darüber diskutieren.

Dirk SM5ZCJ

So kann es aussehen wenn man die Modifikation des Icom IC-7100 schaltbar machen will. Es ist nicht notwendig ein Loch in das Gehäuse zu bohren.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk SM5ZCJ

Dirk SM5ZCJ

Nach der Modifikation des ICOM IC-7100 geht bei voller Leistung die Hüllenkurve stark nach oben (Positiv- Peak). Um dem internen Endstufentransistor zu schonen sollte man das Gerät mit nur 80% Leistung nutzen. Das reicht um gute 100 Watt Ausgangsleistung zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk SM5ZCJ

Dirk SM5ZCJ

Ich habe heute den modifizirten ICOM IC-7100 an meiner Endstufe angeschlossen. Mir ist aufgefallen das der TX trotz stark runter geregelter Leistung immer noch eine recht hohe Ausgangsleistung hat.
Ich kann mir denken das empfindliche Endstufen [ Transistor ] Schäden nehmen können.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk SM5ZCJ

Dirk

Hej!
Ich habe mich heute mit der icom IC-7100 Modifikation beschäftigt! Die Modifikaton hat gut geklappt. Die Brücke habe ich als erstes fertiggestellt und der TX hat auf Anhieb deutlich mehr Leistung abgegeben. Dann habe ich mich mit den Kondensator beschäftigt und ihn eingelötet. Eine weitere Verbesserung oder Änderung hat sich nicht eingestellt. Bei meinen TX spielt es keine Rolle ob ich die Brücke und den Kondensator einlöte oder nur die Brücke oder nur den Kondensator! Beides macht bei mir keinen Sinn. Scheint so als wäre das doppelt gemoppelt.

MfG Dirk SM5ZCJ

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